Das Observatoire de l’Environnement naturel stellt seinen Aktivitätsbericht für die Jahre 2017 bis 2021 vor
Ein Weckruf zur Lage der Natur in Luxemburg
Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde heute der Arbeitsbericht 2017–2021 des Observatoire de l’environnement naturel zur Situation des Erhaltungszustandes der Natur und zur Umsetzung des 2. Nationalen Naturschutzplanes vorgestellt. Präsident François Benoy und die Mitglieder Nora Elvinger, Simone Schneider und Jacques Pir nutzten die Gelegenheit, um erneut auf die kritische Lage fast aller Indikatoren für den Zustand der Natur in Luxemburg hinzuweisen.
Die gute Nachricht: Alle Instrumente stehen mittlerweile bereit, um einen Wandel einzuleiten. Die schlechte Nachricht: Das Zeitfenster zur Stabilisierung der Biodiversität in Luxemburg schließt sich zunehmend.
Trotz hoher Ambitionen – Die Situation verschlechtert sich weiter
Trotz der hohen Ambitionen des 2. Nationalen Naturschutzplanes (PNPN 2) und der großen Anstrengungen staatlicher, kommunaler und zivilgesellschaftlicher Akteure, kommt der Bericht zu besorgniserregenden Ergebnissen. Intensive landwirtschaftliche Produktionsmethoden, die Zerschneidung der Landschaften, die Bodenversiegelung im Zuge der Urbanisierung sowie die fortschreitende Verschmutzung von Gewässern, Böden und Luft lassen der Natur in Luxemburg immer weniger Raum.
Schon vor zwei Jahren hatte das Observatoire gewarnt, dass sich der Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Pflanzen- und Tierarten durchweg negativ darstellt. Zwei Drittel der natürlichen Lebensräume befinden sich in einem ungünstigen oder schlechten Zustand. Besonders betroffen sind Feuchtgebiete und artenreiche Flachlandmähwiesen.
Bei den wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sind sogar 80 % in einem prekären Zustand. Die Folgen des Insektenrückgangs für die Ökosysteme sind noch kaum absehbar.
Ein wirksames strategisches Instrument: Der Nationale Naturschutzplan
Das Observatoire stellt fest, dass die gesetzlichen und planerischen Instrumente zur Verbesserung des Naturschutzes vorhanden sind. Einige Maßnahmen – etwa die Wiederherstellung von Halbtrockenrasen oder die Anlage von Amphibiengewässern – zeigten bereits Wirkung.
Dennoch übersteigen die Verluste gefährdeter Lebensräume, insbesondere des artenreichen Grünlands, die wiederhergestellten Flächen deutlich.
Das Observatoire gibt Empfehlungen zur Stärkung des Nationalen Naturschutzplanes (PNPN), der sich als wirksames strategisches Werkzeug erwiesen hat. Es fordert, dass Naturschutz als ressortübergreifende Aufgabe anerkannt und der PNPN 3 konsequent umgesetzt wird.
Der PNPN 3 wird sich an den Zielen der EU-Biodiversitätsstrategie bis 2030 orientieren. Luxemburg muss dafür wertvolle Lebensräume schneller und großflächiger schützen sowie Artenbestände wiederherstellen.
Das Observatoire fordert Fortschritte bei:
- der Koordination der Akteure,
- dem Monitoring,
- der Sensibilisierung der Bevölkerung,
- der Sicherstellung ausreichender finanzieller Mittel.
Als unverzichtbar sieht das Observatoire die Umsetzung der Grünland-Strategie, um die stark bedrohten Grünlandlebensräume langfristig zu erhalten.
Die Chancen in der Landwirtschaftspolitik nutzen
Die intensive Landwirtschaft trägt erheblich zur negativen Entwicklung der Biodiversität bei. Eine 2021 vom Observatoire beauftragte Studie zeigt Wege auf, wie die luxemburgische Landwirtschaft mit gleicher Fördersumme von 570 Millionen Euro die biologische Vielfalt effektiv unterstützen könnte.
Die bisherigen Förderperioden der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) haben gezeigt, dass ein Großteil der Umweltmaßnahmen entweder nicht zielführend eingesetzt wurde oder aufgrund eines zu kleinen Flächenanteils keine Wirkung erzielte.
Die Forscher empfehlen:
- Einsatz geeigneter Maßnahmen auf mindestens 30 % des Grünlands,
- sowie auf 25–30 % des Ackerlands,
- gezielte und wirksame Förderung statt pauschaler Verteilung nach dem „Gießkannenprinzip“.
Der nationale GAP-Strategieplan (PSN) und das kommende Agrargesetz bieten eine wichtige Chance, echte Fortschritte beim Schutz der Biodiversität und der Umweltgüter wie Wasser, Boden und Luft zu erzielen. In seiner aktuellen Form ist der PSN laut Observatoire unzureichend und muss dringend verbessert werden.
Inhalte des Berichts 2017–2021
Der 228-seitige Bericht enthält:
- eine aktuelle Analyse des Erhaltungszustandes der Natur und Biodiversität in Luxemburg,
- eine Beurteilung der Umsetzung des 2. Nationalen Naturschutzplanes,
- Empfehlungen für die Neuauflage des PNPN,
- Maßnahmenvorschläge für eine naturverträgliche Landwirtschaftspolitik,
- eine Stellungnahme zum Nationalen Strategieplan der Landwirtschaft 2023–2027,
- Empfehlungen zur nationalen Grünlandstrategie.
In den Anhängen finden sich Studien zur Landwirtschaftspolitik und zu Biodiversitätsverträgen (Vertragsnaturschutz).
Bericht anfordern
Der Bericht kann von der Presse in einer Druckversion bei Nora Elvinger angefordert werden.
Pressekontakt
François Benoy, Präsident
fbenoy@me.com
Tel. 691 447 554
Nora Elvinger, Koordination
nora.elvinger@mev.etat.lu
Tel. 247-86822